In der Hauptstadt der "Engelchen"

14. Minsk Marathon
11.09.2010


Ein Bericht von Peter Maier

12.09.2010 Minsk-Marathon Es war so schwer, die Einreise nach Weißruss-land zu erhalten, schlimmer als in Russland reinzu-kommen. Aber mit Hilfe von Dmitri vom weißrussischen Sport-verband klappte es dann doch! Warum wollen die einen da nicht in ihr Land hineinlassen, fragte ich mich. Ich wurde doch dann so positiv von Minsk (Foto) überrascht! Am Donners-tag, den 09. September 2011, flog ich von Berlin über Warschau nach Minsk. Von Dmitri per E-Mail instruiert, charterte ich einen Minibus (Taxi hätte das 50 fache gekostet), stieg dann nach ca. 45 min Fahrt in die Metro um und landete dann nach gewaltigem Fußmarsch in meinem Hotel Planeta in der Innenstadt.

Alles nicht so einfach, wenn einem die russische Sprache nicht mehr so geläufig ist. Über das Internet hatte ich Jaap (im Foto nebenan rechts) kennengelernt, der auch in Minsk starten wollte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag in seinem Hotel. 10 Uhr lernten wir uns dann persönlich kennen: Jaap aus Holland, Pekka und Mauri aus Finnland und ich aus Deutschland. Zum Glück konnte Pekka ganz gut Russisch, was uns sehr hilfreich war. Auf der kleinen Marathonmesse erhielten wir kostenlos (!) unsere Startunterlagen, liebevoll von den ersten "Engelchen" überreicht. Ich lernte Alexander Gotski (Foto darunter, ganz links), einen der Organisa-toren des Minsk Marathons, kennen.

Er sagte sofort den Namen Waldemar Cierpinski. Und dann erfuhren wir, dass er 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal , wo Waldemar Olympiasieger im Marathon geworden war, damals gegen ihn gelaufen ist und dort den 9. Platz erreicht hatte. Die Bestzeit von Alexander liegt bei 2.12.40 h, das schafft derzeit kein deutscher Läufer. Der weißhaarige freundliche Alexander sagte dann zu zwei Mädchen ein paar Worte und sie wichen uns nicht mehr von der Seite. Sie sagten, sie wollten uns begleiten und es wurden immer mehr. Nachdem wir mit Ihnen dann durch Minsk mit der Metro fuhren und zwischendurch spazieren gingen, waren es dann schon sechs Mädchen (Foto).

Es waren alles junge Studentinnen, die in Minsk im 1. und 2. Semester Management studierten. Wir besuchten kurz die tolle Bibliothek von Minsk und 15 Uhr begann die offizielle Stadtrundfahrt. Wir verabschiedeten uns von den Mädels. Morgen seien sie wieder da, sagten sie.

Ich war verwundert, wie interessant Minsk war. Na klar, da waren noch die alten Stalinschen Hochhäuser, aber die hatte ja Berlin auch. Überall in Minsk wird gebaut, es entstehen viele neue Sportkomplexe, neue Kirchen (Foto), Wohn-gebäude oder Plätze. Überall sind breite Straßen, wie die Independence Avenue, die haargenau so aussieht wie der Newski Prospekt in Sankt Petersburg. Aber auch eine kleine niedliche Altstadt hat Minsk. Gelegen am Fluss Swislatsch ist sie fast zu klein für die 1,8 Millionen Menschen umfassende Hauptstadt Weißrusslands. Es war einfach unglaublich, wie sauber die Stadt war, wie freundlich und tolerant die Menschen zu anderen Glaubensrichtungen sind.

Mir vielen die vielen jungen Menschen auf, alle waren lustig, waren sehr gut gekleidet. Ich sah keinen Menschen betteln, keinen Trunkenbold am Straßenrand liegen oder torkeln. Ich fühlte mich sicher in der Stadt, sicherlich auch der patroullierenden Polizei geschuldet. Abends machten Jaap, Pekka, Mauri und ich dann unsere eigene Pizza-Party. Am Marathontag trafen wir vier uns vor Jaap`s Hotel, fuhren mit dem Bus (20 Cent) zum Start an der Sportarena Minsk. Unglaublich, "unsere" Mädchen von gestern warteten schon. Pekka musste alles aus dem russischen übersetzen. Aber es klappte prima.

Wir machten noch ein paar letze Fotos mit den Mädels, sahen uns den Minimarathonstart an und dann waren wir an der Reihe. Ich sagte zu Jaap, sag mal. "Wo ist Dein Chip?", "oh mein Gott, nein", antwortet er sichtlich geschockt. "This was a joke", sagte ich. Wir lachten. Na klar, hier brauchten wir keinen Chip. Startschuss 11.05 Uhr! Fast alle rannten wie von der Tarantel gestochen, los, zusammen mit den 10 km Startern ein paar hundert Läufer. Die Marathonstrecke war das Einzige, was eigentlich nicht schön war in Minsk. Wir mussten von der Minsk Arena aus die Pobediteley Avenue, die komplett gesperrt war, bis zum Wendepunkt stadtauswärts laufen. Dann ging es auf der anderen Straßenseite zurück. An der Minsk Arena liefen wir einen kleinen ca. 300 m langen Schwenker, der leicht berghoch ging, vor und zurück und dann das gleiche von vorn. Das heißt, wir mussten diesen ca. 8km langen "Parkour" dann insgesamt fünfmal bewältigen.

Ich laufe mit Jaap zusammen. Ich denke so an die 3.45 h als Zielzeit. Das könnte bei meinem Trainings-aufwand von 23 km Laufkilometer pro Woche drin sein. Aber da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht!

Die Strecke war grausig, weil es eben nur diese Straße entlang ging. Bei ca. 4 km der erste Wendepunkt. Japp und ich (Foto) lagen sehr gut im Rennen. Zuschauer waren keine da. Doch, da drüben schaute eine Schafherde zu uns rüber. Was die wohl von uns dachten? Ältere Omis mit Kopftüchern sah ich mit großen Körben an der Straße entlanggehen. Wo mögen die hingehen? Die 5 km liefen wir in 24.24 min durch, das ist zu schnell. Ich deutet Jaap das an. Er sagte, "okay, du läufst und gibst das Tempo, ich lauf mit". Dann pendelten wir uns auf reichlich 5 min pro Kilometer ein.

Das passt, dachte ich mir. Die erste Runde lief gut, die Verpflegungs-stellen waren ausrei-chend mit Wasser, etwas warmen Tee, Bananen und Gebäck bestückt. In der zweiten Runde verließen uns dann die 10 km Läufer und wir waren dann sehr "einsam". Zum Glück hatte ich Jaap dabei. Da es ja immer die Straße vor und zurück zu laufen galt, sahen wir auch die Spitze des Marathonfeldes und dann natürlich auch Pekka und Mauri, die hinter uns zusammen liefen. In der zweiten Runde kannte ich die Mädels von den Verpflegungs-stationen schon. Das Wetter war genial, ca. 15 Grad. Zeitweise lugt Sonne hervor, dann war es kurzeitig schon zu warm.

Genau wo Jaap und ich in die dritte Runde laufen wollten, peitschte die Spitzengruppe an uns vorbei, Ja, sie hatten uns einfach mal so überrundet. Sie waren also schon mal 8 km mehr als wir gelaufen, unglaublich. Die 5 km Zeiten waren konstant zwischen 25 und etwas über 26 Minuten. Ein paar Fotos machte ich schon auf der Strecke, inzwischen kannte ich bald jeden Grashalm am Straßenrand. Bei km 36 sagte Jaap, ich solle weiterlaufen, er nahm einen Gang raus und so lief ich ein einsames Rennen gegen die Uhr. Ich rechnete hoch... noch 6 km in der letzten Runde. Es war schwer, allein das Tempo zu halten. Andere Läufer überholte ich, sie gingen teilweise schon. Ich sah durch die Augenwinkel die alten Omas wieder vorüberziehen, sie hatte jetzt die Körbe voller Pilze.

Da, ein weiterer Ausländer vor mir. Es ist der Däne, er wollte doch 3.30 h laufen? Und jetzt winkten die Mädels von der vorletzten Verpflegungs-station. "Kommt, sagte ich, wir machen noch ein Fotos von uns und vielen Dank für Eure Hilfe hier", rief ich ihnen zu. Das 40 km - Schild in der Hand, schaute ich auf die Uhr: Noch 11.04 min habe ich bis zu einer Endzeit von 3.40 h. Und da ist noch dieser elende Schwenker mit dem leichten Anstieg zu laufen…Er wurde für mich zum Berg. Ich raste hoch, ich wollte jetzt die 3.40 h knacken. Ich raste wieder hinunter, winkte Jaap zu, der gegenüber hochlief. Jetzt ging`s scharf rechts um die Ecke, verdammt, wo ist das Ziel?

Da stand ein Tisch, zwei, drei Leute drum herum. Plötzlich hatte einer eine Stoppuhr in der Hand. Ich gab alles! Unglaublich, die Uhr der "Empfangsdame" zeigt 3.39.58 h an, ich hatte es geschafft. Einfach mal 2 Sekunden unter 3.40 h! Jaap kam auch gleich in 3.44.20 h ins Ziel. Pekka und Mauri sollte noch 30 Minuten länger laufen. Ich hatte den 6. Platz in meiner AK und meinen 45. Länderpunkt erlaufen! Das war mein Ziel gewesen. Gesiegt hat bei den Männern Andrey Gordeev in 2.25.04 h und bei den Frauen Gulnara Vygovsky in 2.33.40 h.

Am Abend traf ich mich wieder mit Jaap. Wir gingen in die Innenstadt. Es war faszinierend. Die Straßen waren voller junger Menschen. Irgendwie hatte ich gehört, dass 22 Uhr das stattfindende Stadtfest in Minsk seinen Höhepunkt finden sollte. Nachdem Jaap und ich uns Pasta und Bier zum Abendbrot reingezogen hatten, trollten wir uns in unsere Hotels zurück. Überall sah ich Sicherheitskräfte und Polizei. Ich kam nur durch mehrfache Kontrollen in mein Hotel. Dann plötzlich 22 Uhr knallte es draußen und ich konnte von meinem Hotelzimmer aus ein herrliches Feuerwerk sehen. Eigentlich etwas traurig reiste ich den nächsten Tag schon wieder ab. Ich hatte viel zu wenig von Minsk, dieser aufstrebenden tollen Hauptstadt Weißrusslands, gesehen.

5 km: 24.24 min 24.24 min
10 km: 25.55 min 50.19 min
15 km: 26.42 min 1.17.01 h
20 km: 26.39 min 1.43.40 h
25 km: 25.48 min 2.09.28 h
30 km: 26.15 min 2.35.43 h
35 km: 26.45 min 3.02.28 h
40 km: 26.28 min 3.28.56 h
Ziel: 11.02 min 3.39.58 h _____
>> Meine Marathonstatistik

 

Copyright © Dresdner Trolle |Kontakt: Info@Dresdner-Trolle.de | Haftungsausschluss | Stand: 29.09.2010
Besucher: Statistik: