"Wolfgang rettet mir den Flug und damit meine Marathonteilnahme"

1. Vatikan Marathon

14.01.2017

Bericht von Peter Maier

Donnerstagabend (12.01.2017): „Dein Flug ist gecancelt“ „Waaaaaaaas?“ Ungläubig schnauze ich meinen Freund Wolfgang am Telefon an. Er hatte Recht! Die sind wohl bekloppt. Ich könnte ausrasten. 30 Minuten hänge ich am Telefon, ehe irgendeiner der Lufthansa mal Lust hatte, mit mir zu reden. „Ja, der Flug ist gestrichen“ sagt mir die Stimme am anderen Ende. Ich könnte ihn erschlagen. Wieso ich nicht informiert wurde, frage ich. „Ja, ja, wir haben eine SMS geschickt“. Jetzt auch egal. Ich will nach ROM! Morgen! „Ja, schauen wir mal…“ und nach einigem Suchen, mir wie eine Ewigkeit vorkommend, die Stimme am anderen Ende, „ich hätte da noch was…“.

Freitag (13.01.2017) früh stehe ich 3:44 Uhr auf, nehme die erste Straßenbahn und trolle mich müde in Richtung Flughafen. Ich will umsteigen, da macht der Fahrer plötzlich eine Vollbremsung. Es haut mich samt meinem Koffer gegen die…nein, welch ein Glück! Ein Fahrgast ist zwischen mir und der Straßenbahnscheibe. Das wäre schon das zweite AUS für meinen Start beim Vatikan-Marathon gewesen… Nun klappt endlich alles. In München umgestiegen, ist die Ankunft pünktlich um 10:15 Uhr bei Dauerregen in Rom.

Pitschnass komme ich in meinem tollen Hotel „Residenza Paolo VI“ direkt am Petersplatz und damit nahe der morgigen Marathonstrecke an. Ich beziehe mein Einzelzimmer, nehme aber dann doch noch ein anderes und lege mich schlafen. Ruhepause! Ich treffe mich 19 Uhr mit Klaus, dem es für uns drei, Guiseppe inbegriffen, gelungen war, Startkarten zu ergattern.

Klaus und ich essen im Hotel Abendbrot. Ein Blick vom gegenüberliegenden Tisch zum Petersdom lässt mich endlich mental hier in Rom ankommen (Foto 0568). Es regnet nicht mehr und ich gehe noch mal auf den Petersplatz rüber. Wieder im Hotel, schaue ich die Wettervorschau für morgen an. Wolkenlos und an die 0 Grad Celsius. Ja, NULL Grad Celsius können es werden. Alles Quatsch, alles Humbug, denke ich und hau mich aufs Ohr. Morgens (14.01.2017) nach tollem Frühstücksbuffet gehen Guiseppe, der uns vor dem Hotel erwartete, Klaus und ich zum Petersplatz. Unglaublich! Es sind minus 1 Grad Celsius. Ich muss bekloppt sein, hier zu laufen, denke ich. Aber schnell bin ich doch wieder im Banne des Marathons. Mit uns sind noch 17 Läufer am Start, die Läuferanzahl war auf 20 begrenzt worden. Und wir werden den 1. Vatikan-Marathon bestreiten. Um 8:30 Uhr ist der gemeinsame Start an den Treppenstufen des Petersdoms, also mitten im Vatikan.

Es ging ab hier nicht darum, als erster oben in der Laterne der Kuppel des Petersdoms und wieder unten zu sein, sonders gemeinsam oben anzukommen. Vor uns liegen 551 Stufen. Wir drei bleiben zusammen Trotzdem wir im Petersdom die Treppen hochlaufen, ist es kalt, zumindest mir.

Wir kommen auf der Dachterrasse vorbei, schauen kurz auf die Apostel. Es sollen 11 Apostel und Johannes der Täufer und Jesus mit dem Kreuz sein, ich glaube, sie frieren mindestens so wie ich, so leicht bekleidet, wie sie sind. Wir schauen, aha, dort geht es weiter, hinein in die Kuppel, andere Läufer gehen vor uns in die Kuppelwand. Das ist jetzt schwierig, schnell zu gehen, man läuft in dieser so wie ein Hanghuhn (Foto 0958). Wir müssen uns mit den Händen seitlich abstützen und höher und höher gehen, wann ist hier das Ende? Klaus und Guiseppe schnaufen. Ha, ha, na klar, ich auch, wäre ja gelacht, wenn nicht… Endlich, die Wendeltreppe wird immer enger, ja jetzt, ich trete heraus in die Laterne, der oberste Teil der Kuppel des Petersdoms. Trotz dieses eisigen Windes - ich packe mich ein, so gut es geht - empfinden wir doch ein Glücksgefühl bei diesem Blick von hier oben. Wir schauen nach unten auf die Dachterrasse, den Petersplatz, den Vatikan und das erwachende Rom.

Wunderbar, herrlich. Wir könnten hier verweilen, ne, ne, ist ja zu kalt und wir sollen und wollen ja noch den Vatikanmarathon bestreiten, Also ab nach unten, los ihr Hanghühner. Nach ein paar Fotos auf der Dachterrasse und wir gehen problemlos über die Treppen wieder nach unten. Wir riskieren noch einen Blick in das Innere vom Petersdom, in das traumhafte riesige Mittelschiff.

Aber wir müssen weiter. Draußen, vorbeigehend, sehen wir der gerade stattfindenden Wachablösung zu. Wir laufen über den Petersplatz und nun beginnen gegen 9:15 Uhr die 11 zu absolvierenden Runden entlang der Mauern des Vatikans. Guiseppe, Klaus und ich wollen die erste Runde zusammenlaufen.

Nach Verlassen des Petersplatzes laufen wir, ich sogar mit Gesichtsschutz, direkt an unserem Hotel vorbei, weiter an der südlichen Mauer vorbei. Wir unterlaufen den Eisenbahnviadukt, der unter dem Vatikan hindurchfährt und biegen dann rechts ab. Jetzt geht es, ja klar, wir gehen auch nur, 68 Treppenstufen nach oben Wir kommen direkt an den Mauern an die „Viale Vaticano“, dann weiter bis an die Nordwestspitze des Vatikans, wo der Helikopterlandeplatz ist. Dort ist die höchste Stelle jeder einzelnen Runde. Nun rum um die Mauer, oh Gott, so eine Sch…., hier ist plötzlich Eis auf dem Fußweg. Ja es ist die Nordwestseite und das gefrorene Wasser ist bei dieser Hundekälte keinesfalls zu unterschätzen. Vorsichtig laufen wir drei weiter nach unten, kommen am Eingang der Vatikanischen Museen vorbei, wo Hunderte am Einlass frierend warten. Entgegen der Menschenmenge laufen wir weiter. Die Leute stehen weiter jetzt auch rechts herum auf die „Viale dei Bastioni Di Michiangelo“.

Weiterlaufend, nehmen wir plötzlich starke Militärpräsenz wahr. Einer sagte, es ist wegen der Konsulatseröffnung von Palästina. Plötzlich ist auch die Straße „Via Sant Anna“, die in den Leib des Vatikans führt, weitläufig abgesperrt und wir müssen uns durch ein paar kleine Seitenstraßen schlängeln.

 

Aha, dort vorn ist wieder der Petersplatz. Prima, die 1. Runde ist geschafft! Zeit: 32:50 min. Na ja ein bisschen sollte ich schon zulegen, denke ich. Aber ich muss auf meinen Stützapparat, besonders auf meine neue Hüfte achten, ich alter Haudegen! Jetzt sollte ich schnell einen Plan ausbrüten und überlegen, wie ich weiterlaufe. In der 2. Runde bleibt zunächst Guiseppe bei mir, Klaus lässt sich zurückfallen, die meisten anderen italienischen Läufer sind vor uns. Oho, wir sind wieder auf der Südseite, nach wie vor ist es so kalt. Schau, welch Ablenkung jetzt, keine Engelchen, aber dort ein „mmmmmm“ toller Laden, ich schaue rein, oh traumhaft, ich könnte in den Schinken reinbeißen Na ja, wieder angekommen an den 68 Stufen, machen wir ein paar Fotos und gehen hoch wieder bis zur „Vaticano“, darauf weitergehend bis zum höchsten Punkt.

Ab hier laufen wir vorsichtig auf der Nordwestseite nach unten, an den Mauern vorbei, herrlich Blicke in die Seitenstraßen nach Rom erhaschend, über den Petersplatz, am Hotel vorbei und dann wieder bis zur Treppe. Der Plan war gut, ich kann mich also auf der Treppe und bis zur Nordwestspitze gehend ausruhen, danach locker den „Rest der Runde laufen.

Ha ha, so einfach ist das, denkste! Immer wieder rutsche ich auf dem gefrorenen, vereisten Fußweg nach der Nordwestpassage. Kreuzgefährlich. Ende der 2. Runde Polizeipräsenz auch auf dem Petersplatz (Foto 0650). Nun beende ich diese Runde schon in 25:46 min. So ist es gut.

In Richtung Vatikanische Museen kommen immer mehr Menschen entgegen (Foto), es ist ein regelrechtes Schlängel-laufen für uns. Jetzt laufe ich inzwischen, leider allein laufend, auf die „Michelangelo“ in Richtung Süden.Endlich die ersten Sonnenstrahlen, die ein wenig wärmen, herrlich einfach; hierbleiben und sich wärmen? Falsch gedacht, ich muss weiter. Okay, die 3. Runde laufend beenden und abbiegen ans Hotel Hier nehme ich einen Hieb Wasser zu mir und beginne die 4. Runde. Ich laufe bis zur Treppe, gehe bis zur Nordwestspitze und ausgeruht laufe ich runter, rundherum um den Vatikan, laufe am Petersplatz entlang, streife unser Hotel und das bis zur einschließlich 7. Runde, wobei die 6. Runde die schnellste mit 22:06 min war. Ab Runde 8 werde ich bis zum Ziel gehen und mich schonen! Die so glaube ich 7 Stunden Zeitlimit müsste ich dann schon schaffen.

Das ist herrlich es ist inzwischen reichlich Mittagszeit, die Sonne ist stärker geworden, die gesamte Südflanke vom Vatikan gehe ich in der Sonne, es macht Spaß, die vielen Touristen zu überholen. Aber auf der Nordseite bleibt es bis zum Ende hundekalt. Die Handschuhe habe ich inzwischen ausgezogen, aber die Mütze bleibt drauf.

Die erste „Gehrunde“ absolviere ich in 35:05 min. Prima! Das sollte am Ende reichen, vielleicht sogar unter 6 Stunden, wenn ich das zügige Gehen bis Ende durchhalte. Da plötzlich, oh ich freue mich so, kommt Guiseppe von hinten aufgelaufen. Trotzdem bin ich ihm eine Runde voraus, da er zwischendurch ordentlich Siesta gehalten hat. Ich „entlasse“ ihn nach vorn und wünsche ihm alles Gute, „bis später im Ziel“. Ich trinke jede Runde vom „Gesundbrunnen“, esse Powergels. Die Runden 9, 10 und 11 „gehen“ blendend, ganz locker halte ich mein Tempo. Ein letztes Mal die Treppe hochgehen. Die Sonne verschwindet langsam, die Stufen liegen schon im Schatten und es wird schon wieder kühler. In dieser letzten Runde bei km 40 darf natürlich mein obligatorisches Foto nicht fehlen.

Locker die „Viala Vaticane „runter, vorbei an den stolzen Mauern der Nordflanke rechts herum auf die „Michelangelo“ und da hinten ist dann schon der Petersplatz. Ich habe nur noch wenige Meter… da ist unser Hotel und dann durchs Ziel, ich reiße die Arme hoch. Geschafft, unter 6 Stunden in 5:54:02! Mein Finisherfoto kann jetzt sogar Klaus machen, den ich gerade eingeholt hatte, er hat noch 2 Runden vor sich, aber er wird das natürlich auch schaffen. Das war ein geiles Erlebnis! Es war mein 68. Marathonland, das ich belaufen habe. Danke an die Organi-satoren! Besonders das Erlebnis frühmorgens, bei dieser klirrenden Kälte die 551 Stufen des Petersdoms zu erklimmen, die Aussicht von oben auf den Vatikan, auf Rom und dann anschließend die 11 Runden im Vatikan zu genießen, einzigartig.

Abends lädt uns Klaus in die Pizzeria „Osteria dei Pontefici“ ein. Guiseppes Familie ist dabei, seine Frau mit Sohn und Schwiegertochter. Und wir genießen die köstlichen Speisen. Fotos von uns drei Finishern dürfen nicht fehlen.

Aber das Highlight kommt noch. Wir fahren anschließend noch zum „Trevibrunnen, italienisch „Fontana di Trevi“, der populärste und mit rund 26 Meter Höhe und rund 50 Meter Breite größte Brunnen Roms.

Viele junge Menschen sind hier, werfen „ihre“ Münze hinein und hoffen, dass ihr Wunsch in Erfüllung gehen möge. Dann geht der Trip noch zum Kolosseum, bei Mondschein einzigartig! Und Guiseppes Familie nimmt mich noch einmal in den Arm. Ein krönender Abschluss dieses ereignisreichen Tages. Den nächsten Tag (15.01.2017) trolle ich mich vorbei an der Engelsburg zum Bus, schaffe locker mein Flugzeug und verlasse Rom, wo ich damit ein drittes Mal war. Es war toll gewesen, bleibende Eindrücke in so kurzer Zeit und auf Kom-mendes lechzend.

Meine Durchgangszeiten:

Basilika 44:43 min 44:43 min
1. Runde 32:50 min 1:17:33 h
2. Runde 25:46 min 1:43:19 h
3. Runde 24:32 min 2:07:51 h
4. Runde 23:22 min 2:31:13 h
5. Runde 22:53 min 2:54:06 h
6. Runde 22:06 min 3:16:12 h
7. Runde 22:10 min 3:38:22 h
8. Runde 35:05 min 4:13:27 h
9. Runde 33:15 min 4:46:42 h
10. Runde 33.21 min 5:20:03 h
11. Runde (Ziel): 33:59 min 5:54:02 h

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