28. Wroclaw Marathon
12.09.2010


Bericht von Zenon Karczewski


Ich (links) bei der Startnummernausgabe am  11.9.2010Wroclaw, den 12.09.2010 Es ist heute meine 7. Teilnahme am Wroclaw Marathon. Sechs Mal hintereinander (dabei 4 Mal mit unserem "Obertroll" Peter Maier) war ich hier in den Jahren 1997 bis 2002, dann folgte eine längere, 8jährige Pause (-> s. meine Marathon-Statistik). Es hat sich hier mittlerweile viel geändert - die Strecke ist komplett anders und besteht jetzt aus nur noch einer grossen Schleife (früher wurde 2 x 21,1 Kilometer gelaufen), Startnummerausgabe (Foto), Marathonmesse sowie Start/Ziel sind jetzt auf dem Gelände des Olympiastadions und nicht mehr auf dem historischen Marktplatz und die Teilnehmerzahlen sind auch deutlich gestiegen. Wroclaw ist jetzt halt ein grosser City-Marathon geworden.

Ein über 2000 Läufer zählendes Feld wartet am Sonntag, dem 12. Sep-tember, kurz vor 9:00 Uhr auf den Start. Meinen Sohn Roman, der als zweiter "Dresdner Troll" mit dabei ist, habe ich beim Warm-machen aus den Augen verloren. Nicht so schlimm, denn wir verfolgen heute ganz unterschiedliche Ziele. Er reiht sich in den Bereich 3:15-3:30 ein, ich dagegen möchte nur unter 4 Stunden laufen und bleibe weiter hinten. Es wird nach dem Startschuss über eine Minute dauern, bis ich an der Startlinie bin. Die ersten Kilometer sind schnell absolviert. Nach 24'40'' Minuten passiere ich die 5 km-Marke. Wir sind jetzt in dem Stadtteil Biskupin und laufen parallel zur Oder Richtung Stadzentrum.

Bei Kilometer 9 geht es über den Most Grunwaldzki auf die andere Seite des Flusses (Foto) . Der für den Bau der Brücke verant-wortliche Ingenieur soll sich seinerzeit, im Jahre 1907 kurz vor der feierlichen Einweihung, das Leben genommen haben, da er überzeugt war, dass sie wg einem Berechnungsfehler bald einstürzen würde (>> mehr darüber). Die Brücke steht aber bis heute und ist eines der Wahrzeichen der Stadt, die früher Breslau hieß.

Es folgt der interes-santeste Abschnitt dieses Marathons. Über die Straßen Grodzka (10 km in 54'35") und Kuznicza laufen wir zum Rynek (Marktplatz). Das Rathaus und die renovierten Häuser rund um den Marktplatz erstrahlen in voller Schönheit, viele Zuschauer und Passanten feuern uns an. Wegen meines Vorsatzes, zum ersten Mal in diesem Jahr unter 4 Stunden zu bleiben (bis jetzt >> Borneo-Marathon in 4h20, >> Postdam-Marathon in 4h26 und >> River-Jungle-Marathon in 4h44), habe ich aber weder Zeit noch einen Fotoapparat, um diese schönen Bilder festzuhalten. Anschliessend geht es ca. 10 Kilometer lang Richtung Süden. Die Straßen und Häuser kommen mir von den früheren Teilnahmen sehr bekannt vor. Erst nach der Halbmarathonmarke, die ich als 899. nach 1h54'48'' passiere, betrete ich "Neuland", denn diesen westlichen Teil von Wroclaw kenne ich kaum. Ich fühle mich sehr gut und laufe locker mein Tempo weiter.

Bei der Teilnehmerzhahl von über 2000 Läufern ist man, wenn man so wie ich im Mittelfeld läuft, nie alleine, man hat immer viele Läufer um sich herum.

Ich binde mich an keine feste Gruppe oder Person und lasse mich von dem Tempo der Anderen nicht beeinflussen. "Wartet nur bis Kilometer 32-33, dann werde ich noch viele von Euch wieder überholen" - denke ich. So kommt es dann auch. Ohne mein eigenes Tempo wesentlich zu verändern, mache ich jetzt sehr viele Plätze gut (bei Km 30 - 2h43'07" bich ich schon auf Platz 801). Zwischen Kilometer 31 und 34 passieren wir mehrere Brücken. An diesen Anstiegen, bei der sonst sehr flachen Strecke merke ich, dass ich noch viel Kraft habe. Ab Kilometer 35 wird es dann jedoch etwas schwerer. Ich muss mich nicht quälen und erlebe auch keine Krisen, merke aber wieder einmal wie lang ein Marathon ist. Nach 3h39'28" bin ich bei Kilometer 40. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mein Unter-4-Stunden-Ziel locker erreichen werde. Vielleicht wird es sogar unter 3h50.

Ein Läufer mit der Aufschrit "Mein 100. Marathon" auf dem Rückenteil seines Laufshirts ist offenbar am Ende seiner Kräfte und muss gehen. "Mensch komm, Du schaffst es noch unter 4 Stunden" - sporne ich ihn an. Ich weiss nicht, ob es meine aufmunternden Worte waren, jedenfalls werde ich später sehen, wie er glücklich die Ziellinie nach 3h56 überquert. Ich selbst beende den Lauf "gut erholt" nach 3h51'16'' (Brutto, Platz 645) bzw. 3h50'12'' (Netto). Ein schönes Glücks-gefühl überkommt mich auf den letzten zweihundert Metern als mich Hunderte von Zuschauern mit ihren lauten Zurufen sowie der Sprecher, der meinen Namen und Dresdner Trolle als Verein nennt, ins Ziel "tragen".

Roman (grosses Foto ganz oben), der schon lange da ist aber heute sein selbst- gestecktes Ziel deutlich verpasste (3h31'51''), wartet schon auf mich. Er ist auf der zweiten Hälfte stark eingebrochen und ist etwas enttäuscht. "Nicht so schlimm, in wenigen Wochen, vielleicht sogar schon am nächsten Wochenende, laufen wir wieder die schönste aller Distanzen und da kannst Du beweisen, dass Du doch gut in Form bist" - tröste ich ihn. Von unserer Begleitung, lasse ich mir einen Fotoapparat geben und halte die Bilder rund um den Zieleinlauf fest (grosses Foto unten). Beim Abholen des Gepäcks sehe ich eine hübsche Helferin, lasse mir die Gelegenheit nicht entgehen und bitte sie um ein gemeinsames Bild. Und so haben wir auch bei diesem Marathon unser "Engelchen-Foto" (nebenan).

 
 

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